Die Welt des Spielzeugs im Messeformat
Auf der 72. Nürnberger Spielwarenmesse vom 1. bis zum 5. Februar waren auch wieder einige Firmen aus der Spielzeugstadt Sonneberg und ihrer Partnerstadt Neustadt vertreten. Ein Besuch der Städte Sonneberg und Neustadt am zweiten Messetag zeigte, mit welchen Neuheiten die Unternehmen 2023 an den Start gehen.
Anfassen ausdrücklich erwünscht: Am Stand der Heunec Plüschspielwarenfabrik GmbH & Co. KG in Halle 12 der Nürnberger Spielwarenmesse wurden die Besucher von Kuschelagenten und einem sehr vielseitigen Sortiment begrüßt, das zum Streicheln und Knuddeln einlud. Vom Wald- bis zum Wüstentier, vom Sandmännchen bis zum beliebten Bären „Paddington“, vom haptischen Baby-Spielzeug bis zum großen Kuschelhund blieb kein Wunsch offen. Geschäftsführerin Josephine Dransfeld hatte alle Hände voll zu tun, denn das Publikum gab sich die sprichwörtliche Klinke in die Hand. Am zweiten Messetag kamen auch Neustadts OB Frank Rebhan und Wirtschaftsförderin Sandra Franz sowie Sonnebergs Bürgermeister Dr. Heiko Voigt und Wirtschaftsförderer Marco Kuhnt auf eine Stippvisite vorbei.
Von insgesamt 72 Spielwarenmessen in Nürnberg hat das Unternehmen mit Sonneberger Wurzeln sage und schreibe 70 Mal teilgenommen. Dafür erhielt Heunec eigens eine Ehrung in 2023. Barbara Fehn-Dransfeld und Heinz Dransfeld sind stolz auf eine lange Unternehmenstradition. Sie haben nie verlernt, nach vorn zu blicken und innovative Wege zu gehen. Mit 35 Mitarbeitern an ihrem Firmensitz in Neustadt entwickeln und produzieren sie das ganze Jahr über neue Modelle. Statt eines gedruckten Katalogs sind sie mit ihrem Sortiment längst im Internet unterwegs und mit dem Thema Versandhandel haben sie sich noch nie schwergetan. In Sachen Ausbildung arbeitet das Unternehmen Heunec eng mit der Staatlichen Berufsbildenden Schule Sonneberg (SBBS) zusammen. Drei Auszubildende zum Spielzeughersteller bringen ihre Ideen und Kreativität in die Firma ein. Eine eigene Ausstellungsecke mit ihren Arbeiten, etwa raschelnde Seesterne aus unterschiedlichen Materialien für Babys oder extrem weiche Kuschel-Lamas, war auf der Spielwarenmesse reserviert. „Die Ausbildung an der SBBS müsste noch viel mehr publik gemacht werden“, sagte Heinz Dransfeld.
Am Stand der SIMBA-DICKIE-GROUP GmbH kamen Sonnebergs Bürgermeister Dr. Heiko Voigt und Neustadts Oberbürgermeister Frank Rebhan ins Gespräch mit dem Finanzgeschäftsführer Manfred Duschl. Das familiengeführte Haus vereinigt mittlerweile mehr als 20 namhafte Marken aus aller Welt unter sich, darunter BIG, Majorette, Marvel, Carson, Smoby, Corolle, Schuco, Tamiya und weitere Spielzeughersteller. Autos, Roller, Puppen – soweit das Auge reichte. Auf einer Ausstellungsfläche von insgesamt 2.500 Quadratmetern verteilt über vier Hallen zeigte die SIMBA-DICKIE-GROUP Flagge. Unter anderem in der Halle der Modellbahnhersteller. Denn auch Märklin, einst mit eigenem Produktionsstandort in Sonneberg, ist jetzt in den Händen des Global Players. Mittlerweile fahre man mit der Marke aus Göppingen wieder stabile Zahlen ein, berichtete der Niederlassungsleiter vom Standort Sonneberg, Norbert Pillmann. Ziel sei es, das junge Publikum wieder an das Thema Modelleisenbahn heranzuführen. „Bei Kindern kann man nicht mit einer Lok für 500 Euro anfangen“, so der Spielzeugexperte. Vielmehr setze man auf Individualität und auf Modellwagen, die von Künstlern gestaltet wurden und als Sondereditionen verkauft werden. An den Tischen der Märklin-Bahnen herrschte ordentlich Betrieb. Der ICE, der um eine winterliche Stadt rauschte, war beliebtes Fotomotiv der Messebesucher. Laut einer aktuellen Pressemitteilung der SIMBA-DICKIE-GROUP GmbH beläuft sich der Eigen-Produktionsanteil der gruppenzugehörigen Produktionsstätten in Frankreich, Deutschland, Thailand und Spanien auf 40 Prozent. Dieser solle perspektivisch gesteigert werden.
Während der Sonneberger Hersteller PIKO GmbH in diesem Jahr nicht auf der Nürnberger Spielwarenmesse unter den Modellbahnern vertreten war, zeigte sich ein alt eingesessenes britisches Unternehmen, das überraschenderweise Sonneberg-Bezug hat. Roland Lange begrüßte am Stand von HORNBY HOBBIES den Sonneberger Bürgermeister und den Wirtschaftsförderer Marco Kuhnt. Seit 1. August 2019 befindet sich der Sitz der HORNBY Deutschland GmbH in der Spielzeugstadt. Roland Lange, 25 Jahre als Lokführer unterwegs gewesen, ist nun als Produktentwickler für die Firma tätig und betreibt das Büro in der Köppelsdorfer Straße mit mehreren Außendienst-Mitarbeitern. Für die Spurgrößen TT, H0 und NN bildet er die Designs der entwickelten Modellbahnen möglichst originalgetreu nach. „Bis ein neues Modell geplant und serienreif ist, kann das schon mal bis zu 18 Monate lang dauern“, berichtete Lange seinem Messebesuch und holte das Produktionsmuster von einer der Neuheiten 2023 aus der Vitrine. Es handelte sich um eine Doppelstockeinheit mit Wendezugsteuerabteil der Deutschen Reichsbahn, zwar in Rostocker Farbgebung, aber der Fachmann weiß: „Die sind Ende der 1980er Jahre genauso in der Saalfelder Gegend gefahren.“ Roland Lange hatte viel zu tun während der Messetage. Einkäufer, Fachjournalisten, interessierte Besucher und eben die kleine Delegation der Stadt Sonneberg. Sie alle verabschiedete er mit einem freundlichen „Bis zum nächsten Jahr bei der Spielwarenmesse in Nürnberg!“.