Das Rathaus der Stadt Sonneberg
Nach verlorenem Ersten Weltkrieg und Inflation erlebte die Stadt Sonneberg eine wirtschaftlich schwierige Zeit. Ziemlich am Ende der „Goldenen Zwanziger“ ließ die Stadt nach Plänen des Stadtbaudirektors Karl Dröner (1879-1951) in den Jahren 1927 und 1928 ein modernes Rathausgebäude errichten, dass auch nach Zeiten des Niederganges ein Zeichen des Optimismus sein sollte und sich auch zur Demokratie in der Weimarer Republik bekannte.
Das Rathaus ist
Anlaufpunkt der Spielzeugstadt Sonneberg
Sozialdemokraten und Liberale entschieden über Planung
Projekte für die Erweiterung des 1845 fertiggestellten alten Rathauses am Markt in der oberen Stadt gab es seit Ende des 19. Jahrhunderts, aber erst nach dem Ersten Weltkrieg wurden diese auch in Planungen umgesetzt. Für den freien Platz vis-à-vis des 1907 in Betrieb genommenen neuen Hauptbahnhofes und neben dem großen Geschäftshaus des Woolworth-Konzerns (1925) gab es mehrere Pläne.
Die Reichspost baute aber letztlich das neue Postamt an einen anderen Standort und ein großes Bahnhofshotel kam über die Idee nicht hinaus. Am Ende entschied sich die Stadtratsmehrheit von Sozialdemokraten und Liberalen für den Bau eines Rathauses an dieser Stelle.
Bürgerhaus statt Behördenburg
Umfang, Gestalt und Ausstattung des außen neuklassizistisch, innen vor allem durch die Formen der Art déco geprägten Gebäudes, kamen dem Repräsentationsbedürfnis der sich selbst als „Weltspielzeugstadt“ begreifenden Kommune entgegen. In seinem bauplastischen Programm öffnet sich das Gebäude seinen Besuchern, die im Foyer von den Allegorien der Weisheit und Gerechtigkeit empfangen werden. Bildhauer Edmund Meusel (1876-1960) schuf diese wie mehrere Reliefs im Treppenhaus und an der Fassade, die in Gestalt kindlicher Figuren die Aufgaben einer modernen Verwaltung bildhaft vermitteln. Das Rathaus konzipierten Dröner und Meusel nicht als „Burg“ der Behörden, sondern als Haus der Bürger. Dies erforderte auch in den folgenden Jahren immer wieder bauliche und organisatorische Anpassungen an die Herausforderungen der jeweiligen Zeit.
Anlaufstelle für moderne Verwaltung und digitalen Bürgerservice
Auch wenn die Finanzierung problematisch war und nach der Weltwirtschaftskrise (1929) wesentlich zur Zahlungsunfähigkeit der Stadt beigetragen hat, genügt das Gebäude bis heute den Ansprüchen an eine moderne Verwaltung.
Neben der äußerlichen Hülle ist das Sonneberger Rathaus mittlerweile auch mehr und mehr Anlaufstelle für digitalen Bürgerservice. Im großen Rathaussaal finden zudem die Sitzungen des Stadtrates und auch kulturelle Veranstaltungen, wie etwa die monatliche Orgelmatinee oder das jährliche Konzert "Jazz im Rathaus" statt.
Bildkennzeichnung
- Fotos Rathaus - H. Losansky
- Video Rathaus - M. Pawletta